Haarentfernung im Wandel der Zeit

Haarentfernung im Wandel der Zeit

Frau bei Intimrasur, Skulptur im Castello Sforzesco Mailand, 12. Jahrhundert

Die Haarentfernung und insbesondere die Intimhaarentfernung sind nicht etwa eine Modeerscheinung der Neuzeit, sondern Relikte dieses Brauchtums führen uns zurück bis ins Jahr 4000 v. Chr.

Der einzige Unterschied zur damaligen Zeit sind die verwendeten Utensilien und Mittel. Wer denkt, die heutige Epilation mit Wachs sei etwas Schmerzhaftes und Urzeitliches, täuscht sich schwer wenn man bedenkt was sich die Menschen damals antaten, um sich die Behaarung vom Leibe zu reissen.

Antike

In den frühen Hochkulturen von Mesopotamien und Ägypten galten Harze, Pflanzenextrakte, Eselsfett, Fledermausblut oder Pech als Haarentfernungsmittel. Geschliffene Steine und Muscheln fanden in der Methodik der Haarentfernung ebenso ihren festen Platz.

Bei den alten Ägyptern, als die Menschen eine Glatze trugen um sich mit aufwendigen Perücken zu schmücken, galt die Enthaarung des ganzen Körpers nicht nur als ästhetisches Konzept, auch die Hygiene spielte eine wichtige Rolle. Waren es doch vor allem Parasiten, die Krankheiten übertrugen. Mit der Ganzkörperenthaarung unterbanden die Menschen die so einfache Einnistungen dieser Parasiten in den Körperhaaren und dämmten so die Verbreitung um ein Beachtliches ein. Ebenso war es in Regionen wo wenig Wasser zum Waschen zur Verfügung stand, von Vorteil so wenige Haare wie möglich am Körper zu tragen.

Auf alten Ägyptischen Grabmalereien und auch auf alten Griechischen Vasenmalereinen findet man immer wieder Bilder mit bis aufs Haupthaar unbehaarte Menschen. Damals wurden Bronzemesser und Bienenwachs zur Haarentfernung verwendet. Somit ist die Rezeptur aus Bienenwachs eine nun mehr als 2000 Jahre alte Tradition, die sich bis heute durchgesetzt hat und somit ein Meilenstein in der Geschichte der Kosmetik ist. Aufzeichnungen aus der Zeit um 590 v. Chr. belegen, dass Prostituierte geschminkt und an der Scham epiliert waren - man benutzte seinerzeit arsenhaltige Pasten.



Römer
Die Römer zelebrierten diesen Brauch weiter und die Haarentfernung war auch in der römischen Kultur fest verankert. Männer entfernten sich Bein und Achselbehaarung, sowie den Bart. So beschrieben sie später auch ihre Feinde als Barbaren mit langen Bärten und langen Haaren, sie meinten damit Wikinger und Germanen.

Frauen begannen sich die Augenbrauen mit Pinzetten zu Zupfen, auch die Schamhaare wurden mit dieser Methode entfernt. Sozusagen sämtliche Ausgrabungsstücke aus der damaligen Zeit haben eine Umhängevorrichtung und wurden um den Hals an einer Kette getragen. So hatte man sie stets zur Hand wenn man sie benötigte.

Prostituierte die in Rom ja zahlreich vorhanden waren epilierten sich die Schamhaare, leider ist nicht mehr bekannt ob dies nur der Ästhetik diente oder doch mehr der Hygiene .

Der hygienische Aspekt wurde zu dieser Zeit immer wieder von Ärzten beschrieben. Da damals nur Gelehrte, wie Priester, Ärzte und Adlige schreiben konnten, fand man auch keine Schriften die bestätigen könnten, dass die Schamenthaarung eine Vorliebe der männlichen Kunden war und somit den Umsatz steigerte oder nicht. Das normale Volk konnte ja nicht schreiben und welcher Adlige, Priester oder Arzt hätte schon zugegeben oder gar niedergeschrieben, ein Freudenhaus besucht zu haben.

Neben obengenannten Methoden wurden die Haare auch mit groben Handschuhen oder sandpapierähnlichen Scheiben abgerieben. Ebenso war die Verwendung von Kalklauge oder arsenhaltigen Mitteln stark verbreitet, obwohl diese teils starke gesundheitliche Schäden mit sich zog.

Durch die Eroberung des antiken Rom gelangte die römische Bade- und Körperkultur in weitere Teile Europas, Afrikas und den Orient.

 

 

 

 



Früh und Hochmittelalter

Durch die Pest, die gut die Hälfte der gesamten Bevölkerung in Europa tötete, durch die zahlreichen Kriege, Schlachten und Beutezüge, ging in unseren Breitengraden viel Wissen verloren. Die Menschheit machte im Mittelalter einen grossen Rückschritt und Vieles musste neu entdeckt werden.

In der hochmittelalterlichen Buchmalerei sind nackte Männer und Frauen regelmäßig ohne Körperbehaarung dargestellt. Wer und warum man das tat, weiss man heute nicht mehr, da keine Schriften gefunden wurden.

Eine Geschichte besagt dass ein Meister namens Johannes Furia für seine Freundin folgende Arznei entwickelte: "Soll das Haar ausgehen, so nimm frischen Kalk und dörre diesen sorgfältig auf dem Feuer und nimm Auripigmentum (eine Schwefel-Arsen-Verbindung) und Öl und lass das zusammenkochen...... So gebrauche die Arznei; wo immer du das Mittel aufträgst, da wird die Haut blank wie Glas."

Sollte die Liebste diese Methode angewendet haben, trug sie mit Sicherheit fortan einen dichten Pelz im Schritt um die Narben zu verdecken. (Anm. des Verfassers).


 
Islam und Orient

Kulturen

In der Kultur der Azteken enthaarten sich Männer und Frauen komplett, die angewandte Methodik war die Epilation mit metallenen Pinzetten, Geistliche benutzten goldene. Die Schädel wurden kahlgeschoren.

Die Frauen der Huaorani in Südamerika reiben sich die Stellen, die sie von Haaren befreien wollen mit Asche ein damit die Haare danach leichter entfernt werden können.

In Teilen Südamerikas werden die Schamlippen als vertikales Lächeln der Frauen bezeichnet, das nicht durch Behaarung versteckt bleiben soll.

Bei den Nuba in Afrika ist die Entfernung der Schambehaarung bei beiden Geschlechtern verbreitet.

Europa im Spätmittelalter und der Neuzeit

Durch die kirchliche Inquisition im 13. Jahrhundert begann die Hexenverfolgung. Doch in Europa hatte die Verfolgung ihren Höhepunkt zwischen 1400-1750. Besonders während des 30- jährigen Krieges (1618-1648).

Die systematische Ausrottung der heidnischen Völker durch die Christen hatte zur Folge, dass Schamaninnen und Naturheilerinnen unter dem Namen der Bibel verbrannt wurden. Später entwickelte sich ein Spass daraus, Frauen als Hexen zu verbrennen. Dabei reichte es, dass jemand sie der Hexerei beschuldigte und der Weg führte zum Scheiterhaufen. Wie der Fall von Anna Göldin zeigt, die letzte als Hexe verurteilte Frau in der Schweiz, wurde am 13 .Juni 1782 in Glarus verbrannt.

Die Frau musste sterben weil sie die Wollust eines hoch angesehenen Arztes verschmähte, bei dessen Familie sie als Magd angestellt war.

Um Hexen als Solches zu entlarven, entwickelten die Priester verschiedene Praktiken; diese reichten von Folter bis zu absurden Merkmalen die am Körper einer Hexe zu finden seien. So zum Beispiel Muttermale, Leberflecken oder Narben.

Diese Merkmale nannte man Teufelsmale und da man annahm, dass diese Frauen mit dem Teufel im Bunde standen, suchte man nach diesen Malen vor allem an den Brüsten und im Genitalbereich. So wurden den Frauen sämtliche Haare am Körper entfernt um diese Male besser zu finden. So reichte ein Muttermal im Schambereich bereits für eine Hinrichtung.

Von anderen Hexenprozessen weiss man, dass den verurteilten Hexen die kompletten Haare entfernt wurden, weil man annahm, ihnen damit die magischen Kräfte zu entziehen.

Die Hexen wurden dann hüllenlos vor Gericht gezehrt. Ob dies wirklich nötig gewesen war, ist fraglich.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der viktorianischen Epoche, fand die Entfernung der Schamhaare wieder grössere Beliebtheit. Besonders in den gehobenen Gesellschaftsschichten fand die Intimenthaarung wieder mehr Anklang.

Die erotischen Filme und Aktfotografien belegen dies.

Im 20. Jahrhundert war die Schamhaarentfernung in Europa wieder in Mode gekommen, so auch in Deutschland. Nicht selten waren in Berlin während des 1. Weltkrieges rasierte Frauen anzutreffen mit einem rein ästhetischen Hintergrund. Bei den Männern sah es jedoch ganz anders aus. Die Männer an den Fronten rasierten sich aus hygienischen Gründen, um sich besser vor Läusen und Entzündungen zu schützen, wegen mangelnder Hygiene auf den Schlachtfeldern.

Anders verlief die Geschichte in den Islamistischen Ländern, blieben diese doch fast ganz vom „schwarzen Tod“ verschont. Als die Zeitrechnung im Islam um 622 n. Chr. begann, wurde bereits niedergeschrieben, dass von den Religionsanhängern ein hohes Mass an Sauberkeit und Körperpflege verlangt wird. So verlangt es die Fitra ( Natur, Veranlagung, Schöpfung) das Beschneiden bei Männern, entfernen der Achselhaare sowie das Schneiden der Nägel und natürlich die Entfernung von Schamhaaren. Muslime müssen sich gemäß islamischen Reinlichkeitsregeln alle 40 Tage enthaaren und zwar beide Geschlechter.

War es ursprünglich ein Aspekt der Hygiene, dass die Reinlichkeitsregel eingeführt wurde, entwickelte sich daraus doch schon bald ein Schönheitsideal. Dieses Ideal der Schönheit hat sich in islamischen Ländern, speziell im arabischen Raum und der Türkei bis heute gehalten.

Die Araber übernahmen auch sehr viel von der römischen Badekultur und errichteten die sogenannten Hamams. Berichten zufolge wurde in diesen Hamams neben dem Baden und Schwitzen auch viel für die Schönheitspflege getan.

Die Frauen epilierten sich, färbten die Haare und die Männer nutzten die Gelegenheit um sich zu rasieren.

In den Harems gab es extra ausgebildete Eunuchen (auch dies ein Brauch der Römer) die den Frauen den Körper und auch den Schambereich enthaarten.

In den arabischen Ländern war es damals schon Tradition, dass sich die Frauen vor der Hochzeit alle Haare, bis auf die Kopfhaare im Rahmen einer Zeremonie entfernten.

Dieser Brauch ist auch heute noch lebendig und wird in Tunesien, im Libanon, Ägypten, Palästina und einigen weiteren Ländern, aufrechterhalten.

Der haarlose Körper galt als Symbol der Reinheit und Unbeflecktheit.

Im Orient benutzte man eine warme Paste aus karamellisiertem Zucker und Zitronensaft, das sogenannte Halawa, dies ist ein bis heute gängiges Mittel zur Entfernung der Haare im Orient.

Auch die aus Persien stammende Fadenepilation verbreitete sich immer mehr im Orient. Bis heute ist das eine sehr beliebte Methode im Orient und der Türkei und siedelt sich nun auch langsam in Europa an. Diese Methode braucht sehr viel Übung und wird somit nur in speziellen orientalischen Kosmetikstudios angeboten.


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